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Digitalisierung von Bildungseinrichtungen: Die alternative Checkliste aus der Perspektive der außerschulischen Jugendbildung

Ein Beitrag von UNBLACK THE BOX-Mitglied Annika Gramoll

Mit der alternativen Checkliste hat UNBLACK THE BOX ein Instrument entwickelt, das mit Reflexionsfragen Anregungen für eine (Selbst)Bewusste Gestaltung digitaler Technologien für den Bereich Design und Entwicklungs-/Verkaufshintergründe sowie Wirkungskontext und NutzerInnen bietet. Hauptzielgruppen der alternativen Checkliste sind Personen im Bildungsbereich. UBTB-Mitglied Annika Gramoll von der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung schaut sich die alternative Checkliste unter der Perspektive der Angebotsentwicklung der außerschulischen politischen Jugendbildung an und bringt Einblick aus der Bildungspraxis ein.

„Ist uns bewusst, dass wir digitale Bildung auch analog umsetzen können?“ In dieser Anfangsfrage der alternativen Checkliste steckt ein enormes Potenzial für die Bildungsarbeit. Auch wenn es im Fachdiskurs vielleicht nicht mehr ‚en vogue‘ ist darüber zu diskutieren, die Frage birgt die Grundannahme, dass es nicht mehr verhandelbar ist, ob digitale Bildung stattfinden sollte, sondern sagt aus: digitale Bildung ist Thema. Die spannende Frage daran angeschlossen lautet: Wie können wir digitale Bildung gestalten? Diese Frage lässt sich auf Bildung über die Digitalisierung unserer Gesellschaft, wie auch auf die Frage von Bildung durch digital (gestützte) Angebote beziehen. Die Umsetzung digitaler Bildung bedarf unterschiedlicher Räume, um didaktische Prinzipien und Methoden zu entwickeln, auszuprobieren, zu evaluieren und eventuell zu verstetigen.

Die zweite Frage der alternativen Checkliste lautet „Wollen wir Ressourcen schaffen (Zeit und Raum), um über Daten, Tools und Algorithmen zu reflektieren und dabei alle relevanten Gruppen (z.B. Eltern, Lehrkräfte, …) einzubeziehen?“. Der erste Teil der Frage lässt sich mit einem engagierten ‚ja‘ mit Blick auf die digital durchflochtene Lebenswelt junger Menschen beantworten. An der Stelle braucht es eine Auseinandersetzung mit den Themen, um junge Menschen in ihrer mündigen Mediennutzung zu unterstützen. Der zweite Teil der Frage ist besonders interessant, wenn es um die Einbindung junger Menschen geht. Jugendliche sollten in ebendiese Reflexionsprozesse einbezogen werden. Erstens unter dem Gesichtspunkt, dass digitale Medien Teil ihrer Lebensrealität sind und zweitens, dass sie Akteur*innen im digitalen Raum sind, die als solche ihr Handeln reflektieren sollten.

Um die (Grenzen der) Gestaltbarkeit digitaler Technologien zu reflektieren sind die Fragen der alternativen Checkliste hilfreich und übertragbar, wenn es nicht nur um Lernplattformen geht, über die bzw. mit denen Jugendliche arbeiten, sondern wenn es um Plattformen geht, die Jugendliche in ihrem täglichen Umgang nutzen. So lassen sich Einheiten oder Gespräche mit Jugendlichen erdenken, in denen über bspw. die Nutzung von Instagram gesprochen wird. An die Fragen aus der alternativen Checkliste lässt sich anschließen: Warum werden diese Plattformen genutzt? Mit Blick auf Gespräche mit Jugendlichen in der Praxis zeigt sich u.a., dass das Bedürfnis dazu zu gehören, Kontakt mit den Peers zu haben, starke Motivatoren für die Wahl der Plattform sind. Sich ihnen zu entziehen ist besonders im Jugendalter, welches von vielfältigen Veränderungs- und Entwicklungsprozessen geprägt ist, eine Herausforderung. Aufgrund dessen ist eine bewusste, möglichst selbstbestimmte Nutzung der Plattformen, auf die die Reflexionsfragen abzielen, besonders wichtig, aber auch anspruchsvoll.

Die Reflexionsfragen der alternativen Checkliste nach körperlichen sowie möglichen psycho-sozialen Folgen von Nutzer*innen sind in Bezug auf Jugendliche besonders hervorzuheben. Auch hier zeigt sich in der Praxis das Spannungsfeld, in dem sich Jugendliche bewegen. So buhlen unterschiedliche Anwendungen und Plattformen nach Aufmerksamkeit. Daneben liegt das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, also über Aktuelles bspw. der engen Freunde aber auch Stars Bescheid zu wissen und möglichst zeitnah auf ihre Posts reagieren zu können. Dieses Spannungsfeld ist im Kontext des alltäglichen Lebens, mit Schule, Familie usw. eingebettet. Einen guten selbstbewussten Umgang darin zu finden, stellt eine Herausforderung dar, für die Jugendliche in unterschiedlichen Bildungssettings begleitet werden sollten, um ihre digitalen Nutzungsgewohnheiten eingebettet in ihren Alltag reflektieren zu können und Handlungsoptionen entwickeln, die ihnen einen mündigen Umgang ermöglichen.

Geht es um die Digitalisierung von Bildungseinrichtungen oder Lernorte, eröffnet sich ein großes Feld an Möglichkeiten, das sortiert und bestellt werden möchte. Erster Schritt auf dem Weg, ist die Frage: Was ist das Ziel, wenn digitale Technologien eingesetzt oder genutzt werden sollen? Ist diese beantwortet, ist es besonders für die praktische Arbeit hilfreich, einzelne konkrete Fragen, wie die der alternativen Checkliste abzuhaken, um gute digitale Bildungsangebote leisten zu können. Die Einbindung von Jugendlichen (oder der jeweiligen Zielgruppe) in diesen Prozess, ist besonders aus Perspektive der außerschulischen politischen Jugendbildung ein wichtiges Häckchen für die alternative Checkliste.