UNBLACK THE BOX Logo

Liebe LeserInnen,

willkommen zum ersten UNBLACK THE BOX-Newsletter! Wir freuen uns sehr über das Interesse an unserer Arbeit und möchten dieses Format gerne nutzen, um über Neuigkeiten unserer Initiative zu informieren. In diesem ersten Newsletter geht es um unsere zwei neuen MitarbeiterInnen, unser aktuelles Projekt der "alternativen Checkliste" sowie Veranstaltungen, auf denen UBTB vertreten ist.

Außerdem möchten wir unseren Newsletter nutzen, um regelmäßig interessante neue Ressourcen vorzustellen sowie aktuelle Entwicklungen im Bereich datafizierte Bildung zu kommentieren.

Wir freuen uns über Rückmeldungen!

Euer UBTB-Team

Aktuelles bei UBTB

Zwei neue MitarbeiterInnen

Wir haben Verstärkung bekommen! Seit dem Spätsommer sind Manuel Reinhard und Ina Sander Teil unserer Initiative. Beide sind wissenschaftliche MitarbeiterInnen bei Prof. Dr. Sigrid Hartong an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Manuel arbeitet zu Philosophie der Gesellschaft, der digitalen Lebenswelt und Bildung, und plant aktuell sein Habilitationsvorhaben. Inas Fokus liegt auf Critical Data Literacy bzw. Bildung über Big Data und sie promoviert an der Cardiff University.

Die alternative Checkliste

Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck an unserer "alternativen Checkliste" zur Digitalisierung von Bildungseinrichtungen. Bereits im Juni haben wir auf unserer Homepage 12 Leitfragen veröffentlicht, die zu einer (selbst)bewussteren Nutzung digitaler Technologien in der Bildung beitragen sollen. Für jede dieser Fragen erarbeiten wir nun Texte, die Hintergrundinformationen zum jeweiligen Thema, Beispiele, Literatur-Tipps sowie "Fragen, die man stellen könnte" enthalten. So hoffen wir, Bildungseinrichtungen und -akteuren eine Ressource an die Hand geben zu können, die bei Digitalisierungs-Entscheidungen wertvolle alternative Perspektiven bietet.

Die vollständige Checkliste soll bis Ende des Jahres fertiggestellt und veröffentlicht werden - LeserInnen unseres Newsletters erfahren natürlich zuerst davon!

Ressourcen & Empfehlungen
Alternative IT-Infrastruktur für Schule und Unterricht
GBW Flugschrift von Ralf Lankau

Zum Text

Als empfohlene Publikation möchten wir in diesem Newsletter die neue Flugschrift von Ralf Lankau für die Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V hervorheben. Der Text bietet Hintergrundwissen sowie praktische Tipps wie digitale Medientechnik in Schulen für mehr Emanzipation und Autonomie eingesetzt werden kann, anstatt "sich von IT-Systemen und Algorithmen steuern zu lassen".

Veranstaltungen

5. Hildesheimer CeLeB-Tagung
zur Bildungsforschung

05.12.20 | 11:15

Sigrid Hartong und Paula Bleckmann referieren über Critical Data Literacy als zentrale Komponente von (Aus- und Fort-) Bildung in der digitalen Welt. Weitere Informationen zu Programm und Anmeldung finden Sie hier.

Building critical data literacy with the
teaching profession at global scale

18.03.21 | online

Sigrid Hartong und Sam Sellar (Manchester Metropolitan University) organisieren im März 2021 eine Online-Tagung, die sich neben WissenschaftlerInnen auch gezielt an Lehrverbände richtet. Themen sind die Datafizierung des Bildungsbereichs sowie die Stärkung von Critical Data Literacy von Lehrkräften. Weitere Informationen folgen in Kürze.

Kommentar

„Auf die Krise waren wir nicht gut vorbereitet!“- Über Corona und Bildung und warum Vorbereitet-Sein viel mehr bedeutet als nur „alles digitalisieren!"

Anfang Oktober finde ich eine Mail mit Betreff „WICHTIG“ im Posteingang. Sie geht an alle Eltern der 10. Klasse, in die auch mein Sohn geht. Am Mittwoch, so kündigt die Email an, wolle man mit den SchülerInnen einen Plan besprechen. Einen Plan für den Fall, dass Schulen corona-bedingt wieder schließen müssen. Am Donnerstag solle in einer eintägigen Fernlernphase der Plan auf Alltagstauglichkeit getestet werden. Am Freitag gäbe es eine Nachbesprechung in der Schule. Gut zu wissen, denke ich als Mutter. Und nicke anerkennend, als ich weiterlese: Eine solche Strategie sei wichtig, weil der Rückblick aufs Frühjahr gezeigt habe, dass sich die Jugendlichen bei einem erneuten Lockdown mehr Kontakt mit Gleichaltrigen wünschen, als es im Frühjahr möglich war. Sie würden lieber in Präsenz-Kleingruppen lernen und wünschen sich mehr Hilfe für selbstorganisiertes Lernen und Alltagsbegleitung, z.B.  durch Lehrkräfte als Online-Tutoren. Und: Sie wünschen sich weniger Online-Lernzeit, weniger Online-Besprechungen, weniger Arbeitsblätter. Als Mailanhang erhalten wir Eltern daher eine Liste zur Einteilung in Präsenz-Dreiergruppen –auf kurze Fahrwege und ausgewogene Zusammensetzung sei geachtet worden.

Am selben Tag schaue ich mir die Abschlussveranstaltung des Hackathons #wirvsvirus an. Immer wieder höre ich: Unsere Schulen waren auf Corona nicht gut vorbereitet; nun müssen wir die Krise als Chance für zeitgemäße Bildung begreifen. Dann hätte ja das Team der 10. Klasse alles richtig gemacht, denke ich: Ein partizipativer, fehlerfreundlicher Vorbereitungsprozess mit Einüben neuer selbstorganisierter Lernformen. Je länger ich aber zuhöre, desto mehr schwant mir: Das ist hier gar nicht gemeint. Vielmehr verwenden die Hackathonier „zeitgemäß“ mit verstörender Regelmäßigkeit als unmittelbares Synonym für „digital/online“. Die für die Präsentation ausgewählten Projekte im Bereich Bildung sind durchweg Online-Projekte: Lern-Apps, Lernorganisations-Software, digitale Vernetzungs- oder Fortbildungs-Tools. Mit einer lobenswerten Ausnahme: Dem Frei Day.
Immer wieder stolpern wir in diesen Tagen über Veranstaltungen wie den Hackathon und hören immer dieselbe Geschichte: Zuerst Frühjahr 2020, die Krise, die Hilflosigkeit und Überforderung. Oftmals personifiziert als „Martin, Grundschullehrer, 29 Jahre, war verzweifelt…“ oder „Denise, dreifache Mutter und alleinerziehend, war komplett überfordert…“. Und dann - die Lösung: Digitalisierung – je schneller, desto besser. Je mehr, desto besser. Worüber wir hingegen leider nicht stolpern: Politische Debatten über die pädagogische und didaktische Sinnhaftigkeit einzelner ‚Lösungen‘ (‚lösen‘ sie überhaupt etwas und, wenn ja, was eigentlich?), Debatten über Technikfolgen, über Folgen für körperliche und psychosoziale Gesundheit, und vor allem: Debatten über sinnhafte analoge Krisen-Konzepte.

Dabei sind diese Debatten aktuell drängender denn je; die aktuelle diskursive Schieflage dramatisch. Wir fordern daher insbesondere die Politik dazu auf, vielfältige(re) Perspektiven in ihre Strategien einzubeziehen. Der Austausch muss nicht nur inter- sondern transdisziplinär sein. Er muss fundierte Forschungserkenntnisse aus unterschiedlichen Fachdisziplinen einbeziehen, von der historischen Bildungsforschung über die Präventionswissenschaft; von Critical Data Studies bis zur Bildungssoziologie. Wir fordern dazu auf, Gelder nicht vorrangig für digitale Infrastrukturen bereit zu stellen, sondern vielmehr gezielt auch analoge, nachhaltige und pädagogisch durchdachte Unterstützungssysteme aufzubauen (bspw. Lehr- und sozialpädagogisches Personal). Dies ist unseres Erachtens dringend notwendig, um nicht im Notfall-Modus zu digitalisieren, sondern aufgeklärt, kritisch und (selbst-)bewusst zu entscheiden und zu gestalten. In der Krise, aber auch über die Krise hinaus! Dafür stehen wir mit unblackthebox.org.

Bei der Gründung vor einem Jahr ahnten wir nicht, dass sich die Relevanz unserer Arbeit derart zuspitzen würde. Umso mehr freuen wir uns über Ihr Interesse an unserem Netzwerk und hoffen, als differenziertere Stimme gehört zu werden!

Im Namen des UBTB-Teams; Paula Bleckmann und Annina Förschler

UNBLACK THE BOX ist eine im Jahr 2019 gegründete Netzwerkinitiative zum Thema Critical Data Literacy. Unser Impressum und unsere Datenschutzerklärung finden sich auf unserer Website.
Wir freuen uns über Anregungen, Hinweise oder Feedback zum Newsletter an info@unblackthebox.org.

Newsletter abbestellen    |    Web-Version anzeigen