UNBLACK THE BOX Logo

Liebe LeserInnen,

heute senden wir Ihnen ein ganzes Paket voller Empfehlungen, Berichten und Einblicken in unsere Arbeit. Wir berichten von mehreren eigenen Veröffentlichungen, empfehlen verschiedene Projekte und Publikationen von anderen ForscherInnen sowie kündigen gleich drei spannende Veranstaltungen zu UNBLACK THE BOX-Themen in diesem Herbst an. Außerdem geben UNBLACK THE BOX-Mitglieder Paula Bleckmann und Sieglinde Jornitz einen Einblick in die Analyse von LernApps und was dies für die Schulpraxis bedeutet.

Wir hoffen, es ist für alle unsere LeserInnen etwas dabei! Vielleicht treffen wir ja auch die eine oder den anderen von Ihnen auf den Veranstaltungen im September und November. Wir würden uns freuen und wünschen bis dahin viel Freude bei der Lektüre.

Herzliche Grüße,

Ihr UBTB-Team

Aktuelles bei UBTB
UNBLACK THE BOX in Grundschule-Zeitschrift vertreten

In der aktuellen Ausgabe „Keine Angst vor IT-Bildung - Mit Digitalität souverän umgehen“ der Zeitschrift „Grundschule“ des Westermann Verlags sind gleich mehrere UNBLACK THE BOX Mitglieder vertreten. Sigrid Hartong stellt im Artikel „Kritischer Blick auf Technologien“ unsere alternative Checkliste für Bildungstechnologien vor (S.26). Paula Bleckmann und Kollegin Julia Kernbach bieten in „Informatik – analog vermitteln“ Tipps wie auch ohne digitale Endgeräte ein Verständnis für Informatik vermittelt werden kann (S.28). Schließlich gibt Ina Sander im Artikel „Material: Kritische Datenbildung“ einen Überblick über Material, mit dem bereits in der Grundschule für digitale Risiken sensibilisiert werden kann (S.31). Weitere spannende Beiträge in dem Heft beinhalten unter anderem Ideen, wie Big Data, Algorithmen und KI im Unterricht vermittelt werden können (S.7), wie am Beispiel Youtube schwierige IT-Themen erklärt werden können (S.14) und aktuelle Statistiken zur Smartphonenutzung von Kindern (S.15).

Einblicke von der European Conference on Educational Research (ECER) 2023 in Glasgow

Vom 22.-25. August 2023 fand in Glasgow die European Conference on Educational Research (ECER) statt. UNBLACK THE BOX war nicht nur durch mehrere Präsentationen zu unseren laufenden Forschungsprojekten vertreten, sondern wir konnten auch zahlreiche spannende Einblicke in andere aktuelle Forschung erlangen. Unter anderem wurde das RED (Reconfigurations of educational in/equality in a digital world) ­­Projekt vorgestellt, das in einem Co-Design Prozess gemeinsam mit Schulen ein Tool entwickelt hat, welches visualisiert, wohin unsere Daten fließen, wenn wir das Internet nutzen. Weitere spannende Projekte kamen zum Beispiel von Niels Kerssens von der Universität in Utrecht, der untersucht, wie Grundschulen digitale Bildungstechnologien kritisch reflektieren und sinnvoller einsetzen können, oder von Phillip Deny und Andreas Weich, die am Leibniz Institut für Bildungsmedien (GEI) Medienkonstellationsanalysen als Weg zur kritischen Reflexion von digitalen Plattformen untersuchen. Zudem haben wir einiges darüber gelernt, wie Forschung und Praxis besser verknüpft werden können, zum Beispiel indem Forschungsergebnisse gemeinsam mit Schulen in konkrete Bildungsmaterialien (zum Beispiel zum Thema Fake News) verwandelt werden.

Veranstaltungen

Veranstaltungsreihe "Woche der Datenbildung"

 

25.09. - 29.09.2023

Vom 25.09. - 29.09.2023 veranstaltet das Projekt "All is data" die "Woche der Datenbildung". In Form einer digitalen Veranstaltungsreihe via Zoom werden an fünf Terminen jeweils von 14:00 - 15:00 Uhr Impulse aus Wissenschaft und Bildungspraxis zum Themengebiet der Datafizierung im schulischen Kontext diskutiert. Mit dabei ist auch UNBLACK THE BOX-Mitglied Sigrid Hartong mit einem Vortrag zu unserer Netzwerkinitiative am Donnerstag, 28.09.2023. Alle weiteren Informationen, sowie die kostenlose Anmeldung finden Sie hier.

Workshop zu UNBLACK THE BOX und dem EdTechReflektor auf dem Bundeskongress für Politische Bildung

02.11. - 04.11.2023


Auf dem diesjährigen Bundeskongresses für Politische Bildung (veranstaltet von der Bundeszentrale für Politische Bildung) wird Sigrid Hartong im Rahmen eines Workshops Unblack the Box und insbesondere unser neues Instrument, den EdTechReflektor, vorstellen. Der Kongress findet vom 2.11. - 4.11.23 in Weimar statt; der Workshop ist für den 3.11.23, 14-16 Uhr, geplant. Alle weiteren Informationen finden sich hier. Eine Anmeldung zum Kongress ist ab Anfang September möglich.

Dialogkonferenz 2023: Digitalität in der Lehrkräftebildung nachhaltig gestalten

02.11. - 03.11.2023


Das Projekt „Digitalisierung in der Ausbildung von Lehramtsstudierenden: Orientierung und Gestaltung ermöglichen“ (DiAL:OGe) lädt am 2. und 3. November zu einer Abschlusskonferenz an der Ruhr-Universität Bochum ein. Nach dem Barcamp am Donnerstag (02.11.), auf dem die Teilnehmenden selbst über das Programm entscheiden können, werden am Freitag (03.11.) Vorträge und Workshops zu Themen rund um Digitale Sicherheit, Big Data und Digitale Kultur angeboten. Unter anderem bietet UNBLACK THE BOX-Mitglied Ina Sander einen Workshop für (angehende) Lehrkräfte sowie HochschuldidaktikerInnen zum Thema “Wie kann ich Critical Data Literacy im Unterricht oder in der Lehre fördern?” an. Im Workshop werden Teilnehmende in das Thema Datafizierung eingeführt und können anschließend Bildungsressourcen zu Datenthemen interaktiv testen und sich mit anderen austauschen.

Ressourcen & Empfehlungen
Annekatrin Bock et. al: Die datafizierte Schule

Unser Lesetipp in diesem Newsletter ist das neu erschienene Open Access-Buch „Die datafizierte Schule“, das u.a. von den UBTB-Mitgliedern Sieglinde Jornitz und Sigrid Hartong herausgegeben wurde. Das Buch wagt einen interdisziplinären Blick auf die Zukunft der datafizierten Schule. In sieben Kapiteln von insgesamt 15 AutorInnen werden theoretische und methodische Herausforderungen der Datafizierungsforschung aus der Perspektive der Critical Data Studies diskutiert. Unsere beiden UBTB-Mitglieder haben dabei selbst mehrere Kapitel zu datafizierter Schulaufsicht, Erfassung von Schul-Datenflüssen, adaptiver Lernsoftware, der Nutzung digitaler Technologien während pandemiebedingter Schulschließungen und zu Erkenntnissen aus dem DATAFIED-Forschungsprojekt verfasst.

Kommentare & Einblicke in die Arbeit unserer Mitglieder
LernApp-Analyse: Wie Nutzungsrealität und reale Alternativen einbezogen werden können

Ein Beitrag von UNBLACK THE BOX-Mitgliedern Sieglinde Jornitz und Paula Bleckmann

Zu den Schwerpunkten unserer Arbeit gehören (1) die Analyse von LernApps unter pädagogischen Gesichtspunkten sowie (2) der Vergleich mit alternativen analogen Lernszenarien, die ähnliche Lernziele wie die Apps verfolgen.
(1) Bei der Analyse von LernApps haben wir nicht nur deren Struktur herausgearbeitet, sondern ihren Einsatz auch im Unterricht analysiert, d.h. untersucht, wie sich die Schülerinnen den Aufgaben der LernApps zuwenden. So können wir nun in Seminaren und Workshops die Analyse der Apps selbst (was passiert am Bildschirm?) mit der Praxis-Analyse auf Performanzebene (was passiert darum herum, wie werden sie genutzt?) verbinden. Es gilt dabei, das vermeintlich Offensichtliche der digitalen Plattformen durch einen Realitätscheck aufzubrechen. Einige Ergebnisse: LernApps repräsentieren das jeweilige Unterrichtsthema vor allem durch Aufgaben. Diese sind eher in einer Prüfungslogik des abrufbaren Wissens konzipiert als dafür, ein Interesse für ein Phänomen zu wecken. Wenn Schülerinnen beim Handling mit der LernApp beobachtet werden, dann merkt man, dass die Plattformen für die Einzelnutzung programmiert wurden. Lösen Schülerinnen zu zweit die Aufgaben, dann müssten sie eigentlich argumentieren, welche Lösung nun die richtige ist. Dies wäre an die erst zu erlernende Fachsprache gekoppelt und daran, Denkbewegungen des jeweils anderen verstehen zu wollen, sich auf sie einzulassen. Dies findet jedoch fast nicht statt, bzw. bedarf einer gesonderten pädagogischen Anleitung. Ebenso voraussetzungsvoll ist der Umgang mit einer Fehlerrückmeldung durch die App. Bei den Unterrichtsanalysen fiel auf, dass der Umgang mit Fehlern vor allem lesend passieren muss. Letztlich basieren die Funktionen der genutzten LernApps auf Text, wogegen Geräusche und Animationen („umherspringende bunte Püppchen“) eher der Dekoration dienten. Dies stellt nicht nur leseschwache Schülerinnen vor Probleme, sondern auch viele andere. Denn sich etwas zu erklären, findet im Modus des Diskurses statt – aber dies wird durch die LernApps nicht unterstützt.
(2) Ebensowenig wird multisensorisches, erfahrungsbasiertes Erleben mit unmittelbarer Fehlerrückmeldung, wie sie reales „Material“ (Bauklötze, Hammer, aber auch eine Postkarte mit Randlochcodierung) liefern kann, durch die LernApps unterstützt. Das liest sich fast trivial, wurde jedoch von vielen unserer Seminarteilnehmenden erschreckenderweise gar nicht mehr initiativ thematisiert, weshalb wir neue Workshops und Weiterbildungsangebote konzipiert haben. Diese nehmen zum engen Fokus der LernApp-Analyse den deutlich weiteren Fokus der vergleichenden Technikfolgenabschätzung hinzu. Dabei wird zunächst ein analoges Lernszenario vorgestellt. Konkret war dies die Planung, Durchführung, Auswertung und Ergebnisdarstellung einer quantitativen Befragung (Lernziel Datenkompetenz für Primarschüler*innen) mithilfe von Postkarten mit Randlochcodierung, Stricknadeln fürs Auszählen, Tafel und Kreide für die Ergebnisdarstellung. Im Anschluss werden zwei digitale Lernszenarien vorgestellt und erlebbar gemacht, die dasselbe Lernziel haben. Konkret waren dies die Lernsoftware Tinkerplots sowie die Fragen zum Thema 10 (Daten und Wahrscheinlichkeiten) aus der Anton App. Bewusst haben wir ein Lernziel gewählt, das von den Teilnehmenden typischerweise als „nur digital vermittelbar“ angesehen wird. Bei der anschließenden vergleichenden Analyse der drei Lernszenarien wurden neben den UBTB-Checklistenfragen auch ökologische Aspekte (Energieverbrauch bei LernApp-Nutzung vs. Papierverbrauch), philosophische Aspekte (Auswirkungen aufs Menschenbild), explizite/implizite Botschaften ans Setting Familie („am Bildschirm lernt dein Kind“?!) und damit Einflüsse auf außerschulische Mediennutzung, Gender-Gerechtigkeit, Eignung für Binnendifferenzierung („separierender“ Individualisierungsansatz mit LernApps vs. „gemeinschaftsbildender“ Ansatz mit Zugriff auf unterschiedlichen Aneignungsniveaus) thematisiert.
Unserer Erfahrung nach bietet beides einen großen Mehrwert und sollte unbedingt in die Zukunft der „digitalen Lehrkräftebildung“ aufgenommen werden: es gilt, die Performanzebene und die vergleichende Analyse (digitale vs. analoge Lernszenarien) bei der Betrachtung von LernApps hinzuzunehmen.

UNBLACK THE BOX ist eine im Jahr 2019 gegründete Netzwerkinitiative zum Thema Critical Data Literacy. Unser Impressum und unsere Datenschutzerklärung finden sich auf unserer Website.
Wir freuen uns über Anregungen, Hinweise oder Feedback zum Newsletter an info@unblackthebox.org.

Newsletter abbestellen    |    Web-Version anzeigen